Friday, May 29, 2009

Lebenskuenstler

"Du bist ein Lebenskuenstler" sagte eine gute Freundin an der Brown Universitaet in Providence, RI. Das Kompliment kam unerwartet und ich wusste nicht so recht was ich erwidern sollte. So habe ich einfach verlegen gelaechelt. Aber eigentlich spuerte ich, dass sie Recht hatte. Zwar hatte ich auch dann meine Ups and Downs, aber im Ganzen waren die Jahre an der Brown Universitaet einfach maerchenhaft. Es war nur einige Jahre spaeter als ich erkannte was Providence uebrigens heisst, Vorausbestimmung. Ich erinnere mich auch als kleiner Junge in Berlin, mit dem Fussball in der Hand und auf dem Weg ins Tuerkenquartier. Ich schaute auf den bewoelkten Himmel. Die beruehmte Berliner Luft was damals vor dem Mauerfall bescheiden, und dennoch hatte ich ploetzlich den Einfall, dass ich der gluecklichste Mensch auf der ganzen Welt bin. Beide Lebensphasen liegen nun lange zurueck, dennoch frage ich mich, ob man diese Glueckserlebnisse nicht permanent erfahren kann.

Wie schafft man es also wie ein Kuenstler durch das Leben zu gehen? Zwar weiss ich das genauso wenig wie die Vielen, die seit Jahrtausenden nach dem Lebensglueck gesucht haben, aber ich habe da so eine Ahnung. Wie Sokrates habe ich ploetzlich erkannt, dass da eine Stimme im Hintergrund fluestert. Je leiser das Ich, das Selbst oder das Ego, desto lauter die Stimme. Lao Tse schreibt in seiner Poesie von einem roten Faden, der sich durch das Leben zieht. Den Faden habe ich auch gesehen. Leider nur ab und zu, doch wenigstens immer oefter. Vor einiger Zeit sass ich in einem Hotel und habe poetzlich meine Lebensaufgabe erkannt, naemlich die, ein Lebenskuenstler zu sein. Erst einmal fuer ein paar Jahre die Theorie zu meistern, und dann spaeter als Schriftsteller und Lebensberater, die Erfahrungen an Andere weiterzugeben.

Die Verbundenheit der Menschen und der Dinge ist mir zum ersten Mal mit meinem Sohn Neel aufgefallen. Er hat buchstaeblich auf meine Gedanken reagiert, sogar wenn er in einem anderen Zimmer war. Seitdem habe ich die Erfahrung haeufig gemacht, im Gespraech mit anderen sagen ploetzlich Leute etwas Seltsames zu mir, was fuer mich aber genau Sinn ergibt. Elektronische Geraete, das Wetter, Krankheiten, seltsame Zufaelle; vieles zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Man hat da den Eindruck mit der Quelle, dem Universum im Einklang zu stehen. Ganz egal was passiert, es hat Bedeutung und das Geschehende ist, ganz persoenlich gesehen, genau richtig so.

Ich habe oft in meinem Blog ueber das Ego geschrieben. Man kann es beobachten wie ein Aussenstehender. Es gibt kleine Tricks aus sich Selbst herauszutreten. Wenn man das tut, dann kommt man ploetzlich mit der inneren Stimme in Kontakt. Man hat auch Kraefte und Faehigkeiten, von denen man vorher nie etwas geahnt hatte. Das Ego versteckt sich zumeist in den Bereichen der Macht, des Reichtums oder dem Sex. Man lernt sich bewusst zurueckzustellen, ganz einfach um zu sehen was hintererher passiert. Eine magische Welt wartet dann zumeist auf Einen.

Ich fuehle mich gut ausgestattet fuer meine neue Lebensaufgabe. Die Grosszuegigkeit, die Gutmuetigkeit und den Scharfsinn habe ich von meinen Eltern geerbt. Das sind gute Anlagen fuer den Beruf des Lebensberaters. Das Schreiben und die effektive Austauschen mit meinen Mitmenschen lerne ich in meiner jetzigen Taetigkeit. Auch ist es kaum ein Zufall, dass meine Eltern immer ein gemeinsames Hobby gehabt haben, die Lektuere philosophischer und psychologischer Werke. Hinzu kommt noch ein wenig latente Religion von Seiten meiner Mutter, und es beschreibt eigentlich ganz gut meine metaphysische Reise hin zum wahren Ich.

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